Systemisches Coaching vs. Systemische Beratung

In meinen Ausbildungen sind immer wieder Teilnehmer*innen, die bereits eine Beratungsausbildung absolviert haben. Sie kommen zu mir, weil ihnen Tools und Methoden für Motivation, zur Zielerreichung, für Verhaltensveränderung, dem Auflösen von schwächenden Überzeugungen und Team- und Konfliktcoaching fehlen.

In der Systemischen Beratung geht es darum, in einem nicht funktionierendem System zu beraten. Das kann eine Familienberatung sein, eine Beratung in einem Unternehmen oder in einer Non-Profit-Organisation. Vielfach finden wir systemische Beratung in sozialen Einrichtungen

Die Systemische Beratung schaut auf das gesamte System. In der Systemischen Beratung werden systemische Fragetechniken wie das zirkuläre Fragen, paradoxe Frage, Skalierungsfragen, Fragen nach dem Problemnutzen angewendet. Um nur einige wenige zu nennen. Es kommen Stifte zur Visualierungen, das Systembrett und Aufstellungen zum Einsatz.

Die systemische Beratung vereint die Beratung und den Systemgedanken. Sie geht davon aus, dass ein gut funktionierendes System auf alle in dem System befindlichen Menschen eine positive Auswirkung hat.

Dieser gute Gedanke führt jedoch nicht zum Erfolg. Ich selbst habe dies in der Familienhilfe erfahren. Hier wird geholfen, das System beratend zu reparieren. Tools und Formate stehen dem systemischen Berater jedoch kaum bis gar nicht zur Verfügung.

Das systemische Coaching geht davon aus, dass es nicht allein an dem System liegt, ob es einem Menschen gut oder schlecht geht. Ein Mensch kann in einem intakten System aufwachsen und trotzdem fühlt er sich schlecht und denkt beispielsweise von sich, dass er Prüfungssituationen nicht gewachsen ist und hat Redeangst. Das systemische Coaching verfolgt zusätzlich den kognitiven Ansatz.

Stelle dir einen Multimillionär vor, der alles hat. Beruflich und privat ist alles wunderbar. Die Systeme um ihn herum sind intakt. Plötzlich bekommt er Zukunftsängste. Vielleicht beginnt er zu katastrophisieren. Sein Mindset spielt ihm einen Streich. Er fühlt sich niedergeschlagen und mutlos.

Der Philosoph Epiktet wurde um das Jahr 50 als Sklave geboren. Er ging davon aus, dass es Menschen aufgrund ihres Mindsets schlecht geht, auch wenn sie in intakten Systemen hineingeboren werden.

Der kognitive Ansatz wird z. B. in der Kognitionspsychologie, klinischen Psychologie, in den Neurowissenschaften, der Resilienz- und Glücksforschung, in der künstlichen Intelligenz-Forschung und der Pädagogik verfolgt.

Diesen kognitiven Ansatz verfolgt auch das systemische Coaching. Das systemische Coaching nutzt ebenfalls die systemischen Fragen. Es wird im systemischen Coaching auch auf das gesamte System geschaut. Aber, und hier liegt der Unterschied, werden im systemischen Coaching schwächende Überzeugungen des Coachee durch Tools sichtbar gemacht und bearbeitet. Bei der Arbeit mit Glaubenssätzen werden beispielsweise limitierenden Glaubenssätze des Coachee erkannt, aufgelöst und durch positive ersetzt.